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LC München-Pullach | 01. Mai 2021
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Presse | Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Süddeutsche Zeitung vom 22. Januar 2023

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Altbürgermeisterin Sabine Würthner wird für ihre Verdienste mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet. Weggefährten verneigen sich vor ihrem Lebenswerk.

Von Jürgen Wolfram, Pullach

Viel ist die Rede von einer Zeitenwende. Etwas in dieser Art hat Pullach bereits 1996 erlebt: Damals endete dort die scheinbar unerschütterliche kommunalpolitische Dominanz älterer Herren von der CSU. Bei der Bürgermeisterwahl jenes Jahres fiel das höchste Amt der Isartalgemeinde an eine Frau: Sabine Würthner von der FDP, evangelisch, Mutter von vier Kindern. Preußisch angehauchtes Markenzeichen: Stehkragen. 26 Jahre lang gehörte die 81-Jährige dem Pullacher Gemeinderat an, war auch schon stellvertretende Bürgermeisterin, Kreisrätin, Bezirksrätin. Mehr Stehvermögen geht kaum. Jetzt wurde Sabine Würthner im Rahmen eines Festaktes, der dem Glanz Pullacher Neujahrsempfänge kaum nachstand, zur Ehrenbürgerin ernannt. Sie steht damit in einer Reihe etwa mit der Büchereigründerin Charlotte Dessecker oder Erwin Deprosse, dem hoch verdienten Gemeindearchivar. "Altbürgermeisterin" ist Würthner zuvor schon gewesen.

Viele sahen in ihr eine Frau für höhere Ämter

Ihre Partei hätte die liberale Vorzeigefrau einst gern für höhere Ämter vorgesehen. Doch Würthner zog ein intensives Familienleben und die Fokussierung auf ihr gemeindliches Umfeld einer politischen Karriere vor. Zwar ist ihr Name nicht direkt mit örtlichen Großprojekten verbunden; die Eröffnung des Bürgerhauses fand zu Zeiten ihres Vorgängers Ludwig Weber statt, die Inbetriebnahme der Geothermie zu jenen Stefan Detigs, ihres Nachfolgers. Doch hat Würthner in ihrer Amtszeit starke Akzente in der Jugend- und Sozialpolitik gesetzt. Nicht zuletzt ist sie Mitbegründerin und 18 Jahre lang Vorsitzende des Hospizvereins Isartal gewesen. Würthner förderte nach Kräften die Diakonie, die Volkshochschule, die Nachbarschaftshilfe. Auch deshalb wurde der Volkswirtin vom Gemeinderat die Ehrenbürgerwürde zuerkannt. Das war im September 2001; die Pandemie verhinderte eine frühere Überreichung der Urkunde.

Pullachs Bürgermeisterin von heute, Susanna Tausendfreund (Grüne), rühmte Sabine Würthner als Frau, "die Verantwortung ernst nimmt". Ferner bescheinigte Tausendfreund der Geehrten eine "menschliche Herangehensweise" an Probleme, Gelassenheit, Augenmaß und Durchhaltevermögen. Sie sei ein "Vorbild für die Gemeinde". Eine leicht launige Laudatio hielt Pfarrer Kurt Bordon, ein alter Weggefährte der "Würthnerin". Die Ehrenämter der Ex-Rathauschefin, für die sich der Saal am Ende zu lang anhaltendem Applaus erhob, seien nicht aufzuzählen, sagte der Geistliche. Wie sie sich jederzeit für die Belange des Altenheims am Wiesenweg eingesetzt habe, wollte er dann doch explizit erwähnen. Dass Würthner ihrer Zeit verkehrspolitisch um Jahre voraus war, dürfte allgemein bekannt sein - kaum jemand ist in Pullach häufiger mit dem Fahrrad unterwegs gewesen als sie.

Die Neu-Ehrenbürgerin quittierte die Verneigung von ganz Pullach im Bürgerhaus sichtlich gerührt: "Ich bin dankbar und froh für diese überwältigende Feier." Was sie nicht zuletzt auf die exquisiten musikalischen Darbietungen des Abends gemünzt wissen wollte.

Wer je paar Stunden mit der Altbürgermeisterin Sabine Würthner verbringen durfte, sei es auf Wahlpodien oder im Flieger nach Bordeaux, von wo es weiterging zu den vielen Freunden in der Partnerstadt Pauillac, der hat einen zurückhaltenden, doch zugewandten Menschen kennengelernt. Ihr Humor: "extra dry". Ihr Ratgeber: die Stimme der Vernunft. Und, bevor er 2014 starb, ihr Mann Lothar Würthner, ebenfalls ein politisch hellsichtiger Analytiker.

 

SZ Online vom 02. November 2019

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